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Exportfaktor ESG

Nachhaltige Investments in Emerging Markets

Den Schlüssel zum weltweiten Klimaschutz findet man nicht vor der eigenen Haustür. Engagierte Fondsanbieter suchen nachhaltige Investments auch in Emerging Markets. Speziell im wenig transparenten Anleihenmarkt ist ESG-Erfahrung unverzichtbar.

Vorwärtskommen ist in Asien ein Leistungssport –und ein Vorbild für effiziente ESG-Strategien. Solange sich das soziale Prestige am Moped oder Auto ablesen lässt und im Stau das an offenen Holzkohle-Feuern zubereitete Streetfood verzehrt wird, sind mit einfachen Mitteln enorme CO2-Einsparungen möglich. So betrachtet, sind Honda, Yamaha und Toyota in vielen Emerging Markets bereits ESG-Helden. Ihre modernen Motoren laufen mit knapp halb so viel Brennstoff wie die fahrbaren Untersätze der 50er- und 60er-Jahre in Europa. Ähnlich stark profitiert auch der Güterverkehr von anderswo geforderten technischen Standards. Und trotz des angsteinflößenden Wildwuchses an Stromkabeln ist sogar Elektro-Mobilität eine Option – aber nur für den Kleinverkehr und auf staatlichen Druck wie in China.

Bereits Erreichtes verteuert weitere Erfolge

Der Vergleich mit Sport macht noch einen Zusammenhang offensichtlich: Je höher das bereits erreichte Leistungsniveau ist, desto mehr muss ein Athlet in die weitere Steigerung investieren. Global betrachtet, bedeutet das für die ESG-Rechnung: Emissionen verringern, Transparenz erhöhen und Arbeitsbedingungen verbessern, kostet in Industrieländern exponentiell mehr als in den Emerging Markets und bringt unterm Strich deutlich weniger für das Klima. Ein Grund für Nachhaltige Investments in Emerging Markets.

Die Größenordnung ist bedrückend. Wenn Deutschland drei Billionen Euro mehr ausgeben muss, um seine CO2-Emissionen statt um 60 um 80 Prozent zu reduzieren, entlastet das die weltweite CO2-Bilanz nur minimal: China steigert laufend seinen Ausstoß in nur vier Monaten um dasselbe. Das kritische Monatsblatt „Tichys Einblick“ stellt daher fest, es sei weitaus vernünftiger, durch finanzierte Investitionen in China zu sparen als die Einsparungen hierzulande auf die Spitze zu treiben. Noch ein Vergleich zeigt das Ungleichgewicht: Die Emissionen eines einzigen 14 000-­TEU-Container­­schiffs entsprechen dem Schwefel-, NO2- und CO2-Ausstoß von mindestens 19 Millionen Ford-Focus-Dieselautos. Die Schiffsexperten von Cadmatic können auch 59 Millionen Autos rechnerisch nachvollziehen. Es kommt auf Route und Fahrstil eines einzigen realen Schiffs und einer weltumspannenden virtuellen Pkw-Flotte an. Nur, Anfang 2018 gab es 53 045 Frachtschiffe, dafür 2019 PKW-Fahrverbote in Hafenstädten wie Hamburg.

Grüner Bondmarkt wächst rasant

Effizienter Einsatz am richtigen Ort spielt bei der Auswahl von nachhaltigen Investments eine immer wichtigere Rolle. Die seit Jahren nach kritischen Auswahlkriterien zusammengestellten Aktienfonds erleben heute einen Boom – und bekommen bei vielen Fondsgesellschaften jetzt Rentenprodukte zur Seite gestellt. Nicht selten stehen dabei Green Bonds aus den Emerging Markets im Vordergrund.

Anleihen nach ESG-Kriterien zusammenzustellen, erfordert eine spezielle Expertise. Während Unternehmen bereits auskunftsfreudig geworden sind und mit Nachhaltigkeitsberichten zumindest in Europa nicht geizen, sind Länder, Kommunen und Interessensverbände mit nachprüfbaren und quantifizierbaren ESG-Faktoren noch Mangelware. Es ist weniger erforscht, ob und wie stark solche Positionierungen die Bonität der jeweiligen Emittenten beeinflussen. Einer Studie der Pariser École Politechnique zufolge wiesen bisher Länder mit guter ESG-Performance in der Regel weniger Ausfallrisiko und daher niedrigere Spreads auf. Das Autorenteam stellt diesen Zusammenhang aber nur für Governance-Themen und eingeschränkt für Soziales her. Umwelt-Faktoren blieben demnach in dieser Hinsicht wirkungslos.

Nachhaltige Investments Emerging Markets

Kaum quantifizierbare Daten verfügbar

In aufstrebenden Ländern ist die Datenlage nicht besser. Dazu kommen oft widersprüchliche Positionierungen in den drei Teilbereichen, die Marktenge und Wechselkurs­risiken. Auch Ratingagenturen wie MSCI ESG, Sustainalytics oder Rep­Risk tasten sich erst an dieses Thema heran. Immerhin hat die Investmentgesellschaft J.P. Morgan mit dem JESG einen Index erstellt, der über 170 Länder mit ESG-Ein- und Ausschlusskriterien berücksichtigt. Nordea ist mit dem Nordea 1 Emerging Stars Bond Fund seit Januar 2019 aktiv (WKN: A2PBWB), Amundi zeitgleich mit dem Amundi Index MSCI Emerging Markets SRI UCITS ETF (WKN: A2JSDD).

Als Wegbereiter für eine rationale Klima-Sensibilität, die sich nicht von Ländergrenzen aufhalten lässt, versteht sich auch der „Emerging Markets Green Bonds Report 2018“. Erstmals haben Amundi und die Weltbank-Tochter International Finance Corporation (IFC) die Fakten zusammengetragen, die für eine Kapitalumleitung in die heranwachsenden Volkswirtschaften sprechen. Bisher fließen nur drei Prozent aller Green Bonds in Regionen, in denen die Gelder am effizientesten zum Klimaschutz und zu anderen ESG-Zielen beitragen könnten. Von der gesamten Kapitalaufnahme in diesen Ländern kommt auf 199 normale Anleihen nur eine grüne.

Sechsmal so viel Volumen nach nur drei Jahren

Die Experten erwarten aber ein rapides Wachstum. Das Emissionsvolumen werde sich von 43 Milliarden US-Dollar (2018) in nur drei Jahren auf 210 bis 250 Milliarden vervielfachen. Und selbst das deckt nur einen Bruchteil des Kapitalbedarfs ab. Man benötigt mittelfristig 147 Billionen US-Dollar, davon allein 29 Billionen, um die explosiv wachsenden Millionenstädte nach ESG-Kriterien zu optimieren.

Mit dem Amundi Planet Emerging Green One will das Investmenthaus den finanziellen Brückenschlag unterstützen. Der mit IFC aufgelegte Fonds ist 1,47 Milliarden US-Dollar schwer. Zusammen mit den Rückflüssen wird er zwei Milliarden investieren. Der Fokus liegt dabei zwangsläufig auf urbanen Verbesserungen, schließlich lebt mittlerweile jeder zweite Weltbürger in einer Stadt, 2050 werden zwei von drei eine urbane Heimat gefunden haben.

Die IFC-Analyse „Climate Investment Opportunities in ­Cities“ unterscheidet sechs Anlageziele (nicht nur in den Emerging ­Markets). Weltweit dürfte demnach bis 2030 am meisten Geld in energieeffiziente Gebäude (Green Building) und Elektromobilität fließen. Speziell in den aufstrebenden Ländern folgt darauf der Investitionsbedarf für Wasserversorgung und öffentlichen Verkehr, in den Industrienationen in erneuerbare Energien. Das Schlusslicht bildet weltweit die klima­neutrale Abfallbeseitigung.

Nachhaltige Investments Emerging Markets

Aufgetürmt

Im Grünen wohnen lässt sich auch im Hochhaus. Eine nachhaltige Umbesinnung steht auch in der Kapital­anlage an. Nordea mischt hier seit jeher vorne mit.

Auf die wesentlichen Inhalte konzentriert

Dem Namen nach sind alle Nachhaltigkeitsberichte gleich. Wie beim Wasser unterscheiden sich die Inhalte aber gewaltig. Ratingagenturen komprimieren mit viel Fachkenntnis die ­relevanten Schlüsselkriterien zu einer Analyse. Das nimmt Investoren viel Arbeit ab.

In der Nachhaltigkeit zu Hause

Der größte Asset-Manager Europas setzt auf verantwortungsbewusstes Investieren. Für Amundi ist es ein Megatrend. Die Fondsgesellschaft erwartet einen Wachstumsschub und will Ende 2021 Kundenvermögen generell nach ESG-Kriterien managen

2019-11-19T15:06:31+01:00
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